Wo finde ich eigentlich das Azorenhoch? – Ein Besuch auf São Miguel
Wer hat nicht schon einmal im Wetterbericht vom berühmten Azorenhoch gehört? Dass unabhängig vom potentiellen Wetter die namensgebende Inselgruppe der Azoren generell eine Reise wert sein soll, haben wir aber auch anderer Stelle schon lesen und sehen können. Wer dann noch unserer Vorliebe für Inseln als (Wander-)Reiseziel kennt, der kann davon ausgehen, dass wir früher oder später uns davon einmal selbst überzeugen würden. Hierfür haben wir uns mit São Miguel das größte Eiland der Inselgruppe ausgesucht.
Das Ganze hat im Herbst 2019 stattgefunden, noch bevor die Reiselust durch eine globale Pandemie plötzlich und abrupt eingebremst wurde. Danach war meine Motivation, die Beiträge zu dieser Reise zu veröffentlichen erst einmal auf sehr niedrigem Niveau.
Doch aktuell ist die Freiheit des Reisens wieder zurück und nur das aktuelle Chaos an den Flughäfen und das eigene Klimagewissen kann uns davon abhalten, wieder in die Ferne zu fliegen. Nachdem uns kürzlich die Fotos der Reise wieder in die Hände gefallen sind, wird es nun Zeit, unsere Reiseimpressionen hier im Blog festzuhalten.
Anreise und Mobilität vor Ort
Wie kommt man nach São Miguel? Flüge gibt es z.B. mit TAP von deutschen Flughäfen mit jeweils einem Zwischenstopp in Lissabon nach Ponta Delgada, dem kleinen Inselflughafen.
Zum Vorankommen auf der Insel ist man natürlich mit einem Mietwagen besonders flexibel. Alternativ gibt es auch ein gut ausgebautes Busnetz auf São Miguel.
Unterkunft
Wir haben uns als Basis für unsere Touren den Ort Furnas in der östlichen Inselhälfte ausgesucht, der dann doch für ein erstes Erkunden der gesamten Insel während unseres Aufenthalts aber gut geeignet war.
Eine Empfehlung einer konkreten Unterkunft gibt es mit diesem geschichtsträchtigen und liebevoll renovierten Steinhaus über Airbnb:
Aktivitäten
São Miguel ist eine sehr grüne Insel, was nicht zuletzt am recht feuchten Klima liegt. Das Wetter kann oft wechselhaft sein. Um in diesem Zusammnhang die Frage vom Anfang zu beantworten: Das Azorenhoch bestimmt zwar häufig das Wetter in Europa, hat aber wiederum nichts mit einer stetigen Wetterlage auf der Inselgruppe zu tun (Mehr dazu: Was ist das Azorenhoch? beim Wetterkanal).
Die Landschaft lädt natürlich auch zum Wandern ein, was wir auch in der kurzen Zeit unseres Aufenthalts genutzt haben. Unsere zwei kleinen Touren gibt es als separate Blogartikel.
Unsere Touren auf São Miguel
Wander- und Reiseliteratur für die Azoren
Unsere Literaturempfehlungen für die Reise auf die Azoren besteht aus einem Reise- und einem Wanderführer. Eine Papier-Wanderkarte mit einem Maßstab von 1:25.000 haben wir leider nicht gefunden, damit musste dieses mal die topografische Karte für unser Garmin-GPS reichen.
- Wanderführer Azoren: Die schönsten Küsten- und Bergwanderungen
- Topografische Karte für Garmin-GPS: OSM Freizeitkarte für Garmin Geräte (Weitere Länder, herunterscrollen bis “Azoren”)
- Reiseführer Azoren: Reiseführer mit vielen praktischen Tipps
Fotografieren auf den Azoren
Auch unserer Leidenschaft, der Fotografie, sind wir nachgegangen. Wer mit Kamera auf die Azoren reist, dem wird es nicht an Motiven mangeln. Und das nicht nur tagsüber, denn dank relativ geringer Lichtverschmutzung kann man auch besonders gut der Astrofotografie nachgehen und bei passendem Wetter und zum richtigen Zeitpunkt die Milchstraße ablichten.
Wer darüber hinaus, wie ich, mit der Drohne fotografieren möchte, muss ein paar Besonderheiten beachten. Zwar gelten in der EU inzwischen einheitliche Regeln, was man als Hobbypilot bzgl. des Fliegens eines solchen Fluggeräts darf und nicht darf. Die portugiesische Gesetzeslage sieht allerdings vor, dass man zum Erstellen von Luftaufnahmen eine Genehmigung benötigt. Daher sollte man sich mit dem Thema deutlich im Vorfeld einer Reise beschäftigen.
Eine sehr detaillierte Beschreibung der notwendigen Schritte findet man hier bei drone-zone.de Dabei muss man auch vorab die Gebiete anmelden, in denen man fotografieren möchte. Mit der Genehmigung in der Tasche gelingen einem dann aber solch tolle Aufnahmen.
Unsere persönlichen Empfehlungen für São Miguel
Zu entdecken gibt es viel auf dieser wunderschönen Insel, eventuell sogar etwas zu viel für nur eine Woche Aufenthalt. Die Stationen unserer ersten Entdeckungsreise haben wir auf der folgenden Karte gesammelt und in vielen Fotos mit ein paar ergänzenden Texten festgehalten. Das macht hoffentlich nicht nur uns selbst, sondern auch Euch Lust auf mehr – wir werden sicherlich noch einmal zurückkehren.
Furnas
Die Ortschaft Furnas liegt in der Talmulde eines erloschenen Vulkankraters im Landesinneren des Ostteils der Insel und ist unter anderem bekannt für seine heißen Quellen, dem darauf gekochten Eintopf Cozido und dem inseltypischen Gebäck Bolos Lêvedos. Für letzteres empfehlen wir unbedingt einen Besuch der Bäckerei Glória Moniz.
Darüber hinaus stellt die Talmulde, in der Furnas liegt noch einmal eine ganz eigene Klima- und Vegetationszone auf der Insel dar, was Ort und Umgebung auf zusätzlich zu einem lohnenswerten Ziel machen.
Parque Terra Nostra
Der ebenfalls in Furnas gelegene und aus dem Gelände um das im 17. Jahrhundert erbaute Haus des damaligen Konsuls der Vereinigten Staaten entstandene Parque Terra Nostra hat hier einen eigenen Abschnitt verdient. Für einen Besuch dort sollte man sich auf jeden Fall einen ganzen Tag reservieren.
Ist die ganze Insel schon reich an Vegetation, so befindet man sich hier in der Schatzkammer. Das Areal des botanischen Gartens ist mit 12ha sehr weitläufig und bietet Bäume (knapp 2500] und Pflanzen aus allen Ecken der Erde. Am Ende der Park-Erkundung kann man sich dann im 38°C warmen Thermalbecken entspannen. Deshalb unbedingt Badesachen mitbringen, diese und die Handtücher sollten aber möglichst nicht weiß oder hell sein, denn das Wasser ist rostbraun.
Alle Infos zum Park gibt es unter parqueterranostra.com.
Chá Gorreana
Die beiden einzigen Teeplantagen der Europäischen Union findet man auf São Miguel. Chá Gorreana ist eine davon und auf jeden Fall einen Besuch wert. Die Produktion, welche zum größten Teil auf alten Maschinen erfolgt, die jedes Technik-Museum schmücken würden, kann zu den Öffnungszeiten frei besichtigt werden.
Am Ende der Tour kann Tee probiert gekauft und in Kombination mit einer tollen Aussicht auch direkt vor Ort genossen werden.
Schließlich sollte man sich unbedingt auf einen Spaziergang durch die eigentlich Plantage machen. Die geometrischen Formen in der Anlage der Teepflanzen sind nicht nur für Fotografen interessant.
Ostküste
Wer auf der Insel unterwegs ist, sollte auf jeden Fall auch einen Abstecher an die Ostküste machen. Das schöne Örtchen Nordeste und der in der Nähe befindliche Leuchtturm Farol do Arnel sind dabei lohnenswerte Ziele. Achtung, der Ab- und Wiederaufstieg zum und vom Leuchtturm ist steil und benötigt zumindest ein bisschen Kondition.
Südküste
Für die Südküste haben wir nur zwei kleine Tipps, da wir dort keine gezielte Tour während unserer Reise geplant hatten.
Als Zwischenstation für einen Ausflug in den Westen der Insel diente uns das wunderschöne Städtchen Vila Franca do Campo – eine ehemalige Hauptstadt von São Miguel – mit seiner schönen Altstadt und dem Hafen.
Wer Lust auf ein richtig gutes Fischrestaurant hat und den Fang des Tages frisch auf dem Teller liegen haben möchte, sollte einen Abstecher nach Ribeira Quente machen. Dort ist ein Besuch im Restaurante Ponta do Garajau empfohlen (Die vorherige Reservierung eines Tisches ist unbedingt angebracht).
Nordwesten
Der Westen der Insel São Miguel wird durch die Caldera Sete Cidades (Sieben Städte) dominiert. Wir haben diese bei einem Ausflug mit unserem Mietwagen zusammen mit der Küste im Nordwesten erkundet.
Die erste Etappe führte uns mit kleinen Foto-Zwischenstopp an einem alten Aquädukt zum Aussichtspunkt Miradouro da Boca do Inferno. Sicherlich eine der spektakulärsten Ausblicke der Insel und daher auch gut besucht. Es gibt einen Parkplatz direkt an der Straße (s. Karte oben), den man auch nutzen sollte, um von dort zum Aussichtspunkt zu laufen. Von der Spitze schaut man dann hinunter in die Caldera unter anderem auf die beiden verbundenen Seen Lagoa Verde und Lagoa Azul , wenn nicht die Chance generell größer wäre, dass niedrige Wolken die Sicht versperren, als wenn sie das nicht täten (s. Beweisfoto).
Wir sind daher auch weiter an die Küste gefahren und haben am Porto do Ajuda bei bester Sicht die Brandung des Atlantiks genossen.
An einem weiteren Aussichtspunkt, dem Miradouro do Cerrado das Freiras hatten wir dann mehr Glück mit der Aussicht.
Ein weiterer Aussichtspunkt, der Miradouro da Vista do Rei gibt neben einem weiteren Ausblick auf Cete Cidades auch ggf. Einblicke in einen Lost Place, das Hotel Monte Palace (auf eigenes Risiko, daher keine konkrete Empfehlung unsererseits).